Kurz vor Weihnachten haben uns die
Handwerker noch erzählt, "bis nächsten Freitag" werden sie mit dem Dach
fertig. Seitdem ist einiges passiert, das meinen starken Glauben an
Qualitätsarbeit und Vernunft nachhaltig beeinflusst hat.
Donnerstag, 5. Januar:
Wieder einmal komme ich nichts ahnend von der Arbeit heim und werde von einer netten Überraschung empfangen: Der Strom ist weg. Ein Blick aus der Terrassentür verrät mir, dass den Dachdeckern wohl die Leitung im Weg war, als sie diese hellen Holzplatten ans Dach nageln wollten.
Die Leitung verläuft jetzt quer über unser Garagendach...
... und hangelt sich dann durch die Zweige dieses Baums. Und die Tatsache, dass ein ziemlicher Sturm über Calgary fegt, beruhigt mich nicht gerade.
Dave kommt heim und begutachtet die Holzarbeit. Gerade Linien und rechte Winkel scheinen den Dachdeckern nicht besonders wichtig zu sein, und schon bereuen wir es, diesen Teil der Arbeit nicht selber gemacht zu haben.
Nicht mal die Ziffern der Hausnummer haben sie abgenommen, bevor sie die neue Seitenverkleidung angebracht haben!
Ich dusche bei Kerzenlicht...
... und mache dem armen Dave einen Kaffee auf der Terrasse. Dass ich meinen Campingkocher einmal mitten im Winter rausreiße, hätte ich auch nicht gedacht!
.
Doch die Lagerfeuerromantik täuscht: Ohne Heizung im Haus (Gasheizung, aber leider elektrisch gesteuert) wird es schnell sehr ungemütlich, nach Sonnenuntergang bleiben uns nur Kerzenschein und eine Taschenlampe, damit wir nicht überall drüberstolpern, die Fische bekommen keinen Sauerstoff, die Schildkröte friert, und beide Handyakkus sind bald leertelefoniert, weil wir in der Warteschleife des Stromkonzerns hängen.
Dann wird's spannend: Ein Lastwagen des Stromanbieters (Enmax) rangiert mit Blinklicht und Hebekran in die Hinterallee, wo der Strommasten ist. Für eine Gebühr von 200 Dollar zwickt man uns freundlicherweise vom Netz ab, aus Sicherheitsgründen. Denn man weiß ja nie, aus welchem Grund bei uns im Haus nix geht zur Zeit. Der Arbeiter von Enmax ist allerdings kein Elektriker, darum kann er leider nichts weiter für uns tun. Wir müssen einen Elektriker kommen lassen, der den Schaden ausfindig macht und repariert...
Gesagt, getan. Dave instruiert seine Mutter (der gehört das Haus ja), woraufhin das Handy endgültig den Geist aufgibt. Für uns heißt es jetzt einfach nur Abwarten (bei Kerzenschein, mit Winterjacke und Wolldecke), während Sue einen Elektriker auftreibt. Um acht Uhr kommt tatsächlich einer, schaut sich unsern Stromkasten kurz an und verschwindet wieder - zum Baumarkt. Nach einer weiteren Stunde ist er wieder da, baut ein neues Teil ein und schreibt uns eine Rechnung: 335 Dollar. Schließlich ist es schon Feierabend, das ist teuer.
Mit dem letzten Saft von meinem Computerakku laden wir kurz Daves Telefon, damit wir wieder bei Enmax anrufen können. Denn die müssen ja nochmal kommen, um uns wieder ans Stromnetz anzuschließen. Für weitere 200 Dollar.
Sonntag, 15. Januar:
Beim Frühstück wundere ich mich, warum das Nutella gefroren ist. Als wir das nächste Türchen aufmachen, kommt uns ein eisiger Wind aus dem Küchenkasten entgegen! Außerdem liegen überall verstreut Rigipsteile und Putzbröckchen, die von der Decke runtergefallen sind. Und Mäusedreck.
Blick nach oben: Was früher einmal das Abluftrohr des Dunstabzugs war, ist nun ein zerdatschtes und verbogenes Metallskelett, das von oben durch das Loch im Dach gedrückt worden sein muss und nur noch halbherzig an einer Seite hängt.
Dieses Bild...
... ohne Blitz fotografiert zeigt außerdem, dass die Sonne schön in unseren Küchenkasten scheint. Bei minus 18 Grad allerdings weniger erstrebenswert. Notdürftig spachtelt Dave eine komplette Dose PU-Schaum in das Loch und stülpt einen leeren Joghurtbecher von oben drüber, damit der Wind nicht mehr so reinzieht und die Mäuse draußen bleiben.
Seit 22. Dezember:
Von dünnen Rissen in der Decke bis zu zehn Zentimeter langen Putzbrocken, die runtergefallen sind, ist alles dabei.
Wir werden wohl nicht drumrumkommen, die Decke zu renovieren.
Samstag, 28. Januar:
Es reicht endgültig. Sue und Dave bestellen den Dachdecker zu einem Rundgang/ Gespräch her und stellen ihn zur Rede. Da er findet, hier ausgezeichnete Arbeit zu leisten und keinerlei Fehler oder Schlampereien begangen zu haben, kündigen sie ihm. Jetzt warten wir halt, bis es wärmer wird, und machen es doch selber. Wäre wahrscheinlich von Anfang an das Schlaueste gewesen, aber mei...
So schaut's momentan aus: Zuletzt haben die Dachdecker die Plastikschindel an die Seite genagelt und oben am Rand eine Metallabdeckung angebracht.
Bei genauerem Hinsehen...
... sowohl über der Haustür...
... als auch über der Terrasse...
... fragt man sich doch, oder?
So schaut's momentan aus: Zuletzt haben die Dachdecker die Plastikschindel an die Seite genagelt und oben am Rand eine Metallabdeckung angebracht.
Bei genauerem Hinsehen...
... sowohl über der Haustür...
... als auch über der Terrasse...
... fragt man sich doch, oder?